Unsere Schreinerei wird dieses Jahr 113 Jahre alt. Erfürchtig blicke ich auf das Rückgrat meiner Vorgänger in den vielen Krisen zurück, die sie mit diesem Unternehmen durch- und überlebt haben. Sie können sich selbst ausrechnen, was das alles bedeuten konnte bei Gründungsdatum 1910.
Eine schöne Geschichte darf ich hierzu weiter unten erzählen: Wir haben die Momente der jetzigen Krisenflaute genutzt, um 100 Jahre alte Sitzmöbel meines Urgroßvaters zu restaurieren. Diese hatte sein Schwager in Auftrag gegeben, um meinen Urgroßvater in der schwierigen Zeit der Währungskrise am Leben zu erhalten. Die Firmenstempel seines Kohlehandels an der Unterseite der Sitzflächen zeugen hiervon. Voller Hochachtung haben wir das Holz abgeschliffen, geölt, die Polsterung aufgearbeitet.
Mein Dank an dieser Stelle gilt unseren aktuellen Kunden, die uns in der Krise mit Aufträgen versorgt haben.
WIE ALLES BEGANN
HERMANN MAIER SENIOR 1879-1953
Gründer unseres Betriebs und Urgroßvater von Sarah Maier Hermann Maier war ein “Wunderkind”. Schon als Kind zeichnete er Möbelentwürfe, die für die damalige Zeit aussergewöhnlich waren. Er besuchte die Akademie und gründete später seine eigne Kunstschreinerei, weil er seine Entwürfe nirgends befriedigend realisieren konnte. Voila, das war 1910, der Anfang unserer Firmentradition.
HERMANN MAIER JUNIOR 1912-1996
Als einziger den Krieg überlebender Sohn von Hermann Maier Sen. übernimmt Hermann Maier nach dem plötzlichen Tod seines Vaters 1948 den Betrieb.
Eigentlich zog es ihn eher ins Ingeniertum und so entwickelt er zusammen mit dem Stuttgarter Arbeitskreis Schreinereimaschinen, die das Handwekr vom reinen Hand-Werk in ein neues Zeitalter führen. Er bereist 109 Länder der Welt und baut 1965 in Markgröningendie modernste Schreinerei Deutschlands. Er ist bekannt als Weltmaier und sein Grabmal auf dem Pragfriedhof zeigt eine Weltkugel schwebend auf einer Plexiglasscheibe.
Hermann Maier über seine aufbauende Arbeit ab 1954
Lebenslauf Hermann Maier Schreinermeister 1912 – 1996, in Fachkreisen bekannt als “Weltmaier”
1912 am 27. April. geboren in Stuttgart, als ältestes Kind von 4 Kindern,
1927 Mittlere Reife
1927 – 1930 Schreinerlehre im elterlichen Betrieb
1931 Kaufmännische Gehilfenprüfung
1935 Besuch der Kunstakademie
1936 Meisterprüfung im Schreinerhandwerk
1939 – 1945 Militärdienst
1945 Heirat mit Hedwig Maier, geb. Kübler,
Kinder: Margarete 1946, Ursula 1948, Elisabeth 1950, Hermann 1952
1954 Übernahme des väterlichen Betriebs
seit 1954 Leiter des Stuttgarter Arbeitskreises, ca. 70 Patente für die Holzbearbeitungsindustrie
1954 – 1966 Mitglied der Gesellenprüfungskommission
1966 Betriebsverlagerung nach Markgröningen , als Vorbild für beispielhafte Planung eines Schreinerbetriebs und Rationalisierung, zahlreiche Gruppen aus dem In- und Ausland haben die Musterschreinerei besucht
1966 – 1975 Stellvertretender Obermeister der Fachinnung Holz- und Kunststoff, Stuttgart
1970-1982 Vorsitzender des Ausschusses Betriebstechnik im Landesinnungsverband des Schreinerhandwerks
seit 1975 Obermeister der Fachinnung Holz und Kunststoff Stuttgart
1979 Vizepräsident der Handwerkskammer Stuttgart
seit 1979 ehrenamtlicher Sozialrichter
1980 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
seit 1981 Kundenratsvorsitzender der Fa. Würth, Künzelsau
1983 – 1989 4 Messebeteilung an der Handwerksausstellung Stuttgart
seit 1981 Leiter des Arbeitskreises Schreiner/Innenarchitekt Stuttgart
1982 Martinuns Medaille
1986 Verdienstkreuz 1. Klasse
1996 am 28. September in Stuttgart gestorben
Hermann Maiers Reisen in Sachen Handwerk – Export-Förderung – Entwicklungshilfe – Warum “Weltmaier”?
1956 Fachstudienreise in die USA
1960 Weltreise: Israel-Iran-Indien-Sri Lanka- Birma-Thailand-Singapur-Hongkong- Japan-USA-Kanada
1961 Afrikareise: Ägypften-Sudan-Äthiopien-Kenia-Madagaskar-Mosambik- Südafr.Union-Namibia-Nigeria-Ghana-Liberia-Senegal-Marokko-Tunesien
1963 Süd- und Mittelamerikareise: Brasilien-Argentinien-Chile-Peru-Ecuador- Uruguay-Kolumbien-Venezuela-Mexiko
1964 – 76 Reisen in Ostblockländer, Polen-Russland, sowie in den Iran-USA-Israel-u.a.
1977 Fernostreise: UDSSR-Japan-Taiwan-Philippinen-Singapur-Thailand-Iran- Israel
1978 Marokko und Nigeria
1979 Nigeria und Indien (Indien: Projekt “Mechanisierung ländlicher Handwerksbetriebe im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung”, Gutachtertätigkeit
1980 Neuseeland-Australien-Indonesien-Singapur
1981 Nigeria-Israel
1982 Volksrepublik China
1983 Volksrepublik Polen: Partnerschaft der Tischlerinnung Swarsedz mit der Schreinerinnung Stuttgart/Israel
1984 Südamerika
1985 Indonesien und Singapur
1986 USA
1987 Brasilien-Ghana-Türkei
1988 Portugal-Ruanda- (im Auftrag des Ministeriums für ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forst in B-W)
Ostafrika-Berufsschulen im Schreinerhandwerk
1990 Ruanda
Beratungsauftrag anlässlich der Beteiligung des Landes Baden-Württemberg an internationalen Messen Graz -Grenoble-Kaduna/Nigeria-Marseille-Teheran-Wien
Nahezu von allen Reisen gibt es Berichte.
1910-1953 Die erste Generation – Hermann Maier Senior
Quasi ein Gegenentwurf zu seinem Sohn.
Lebenslauf Hermann Maier sen.
Schreinermeister, 1879-1953
1879 am 25. Febr. geboren in Rosenfeld, Kreis Balingen, als 3. Kind von neun Kindern, sein Vater war königlich württembergischer Steuerakziser
1891 – 93 besuchte er als Volksschüler den Unterricht für geometrisches Zeichnen an der Lateinschule in Leonberg. Er zeigte dabei eine im Zeugnis belegte „nicht gewöhnliche Geschicklichkeit“.
1894 – 1903 Lehr – und Wanderjahre
1900 – 1902 Gesellenjahre in Bremen
1903 – 1906 Studium an der Königlich-Württembergischen Kunstgewerbeschule Stuttgart. Der Vorstand und Lehrer Professor Bernhard Pankok bescheinigt ihm im Zeugnis: „Derselbe war ordentlicher Schüler der Schreinereiabteilung und hat sich mit großem Fleiß und Eifer beschäftigt und solche Fortschritte im Entwerfen gemacht, dass er sich durch Selbstständigkeit auszeichnet“
1906 3. Preis beim Wettbewerb „Zigarrenladen“ in der Calwer Str. in Stuttgart
1908 – 1909 Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule in Fürth. Er verlässt diese, da ihm niemand seine Entwürfe in genügender Qualität ausführte.
1910 /11 Gründung der Kunstgewerblichen Schreinerei Hermann Maier in Stuttgart, Traubenstr. 33 a
1911 Heirat mit Friederike Schaible aus Rosenfeld, Kinder Hermann Maier geb. 1911, Margarete Maier 1913, Paul Maier, Walter Maier
1915 – 18 Soldat im 1. Weltkrieg
ab 1920 Entwürfe und Entwicklungen von Möbeln und Innenraum-Einrichtungen
ab 1935 entdeckt er das Holzschnitzen zur Schmückung seiner Möbel. Er lässt sich von einem Holzbildhauer belehren.
1938 2. Preis „Geschirrschrank“ im Reichberufswettkampf
1944 Zerstörung des Werkstatt – und Wohngebäudes. Er verliert zwei Söhne durch den Krieg
1946 Wiederaufbau des Gebäudes. In den nachfolgenden Jahren erarbeitet sich der Meister wieder einen Kundenstamm, für den er immer wieder tätig und von denen er als Künstler sehr geschätzt und geachtet wird. Teile seiner ausgeführten Möbeln bekommen farbige Akzente.
1953 am 16. Juni stirbt Hermann Maier
1979 6. – 23. Sept. Ausstellung im Design Center Stuttgart „ Ein Stuttgarter Möbeldesigner Hermann Maier 1879 – 1979 „